Was ist euer Ziel?
„Unser Ziel ist die Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2016, in Rio de Janeiro, in der 470er Bootsklasse. Und da wollen wir natürlich dann auch ganz vorne dabei sein.“
Wie bereitet ihr euch auf dieses Ziel vor?
„An 150 Tagen im Jahr trainieren wir auf dem Boot, bereiten uns auf anstehende Wettkämpfe vor und messen uns mit internationalen Trainingspartnern. So wollen wir uns seglerisch und taktisch ständig verbessern, um schnellstmöglich in der nationalen und internationalen Spitze mitsegeln zu können. Und natürlich gehören zu unserem täglichen Programm auch intensives Fitness-, Koordinations- und Mentaltraining. Segeln als Leistungssport ist ein echter Fulltime-Job. Das hat auch viel mit der hohen Komplexität beim Segeln zu tun.“
Was macht Segeln zur komplexesten Sportart der Welt?
„Es sind die vielen Variablen, die beim Segeln eine Rolle spielen, die es so komplex machen: Boot, Wind, Wetter, Wasser und natürlich der Faktor Mensch. Es gibt wenige Sportarten, wo so viele sich ständig verändernde Faktoren über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Viele denken, Segeln ist auf einem Boot zu sitzen und sich vom Wind fortbewegen zu lassen, - aber das machen nur "Sonntagssegler".
Wie wichtig ist dabei die richtige Taktik im Wettkampf?
„Sehr wichtig. Die beste Taktik und Strategie entscheidet, da die Boote und die äußeren Bedingungen ja mehr oder weniger für alle gleich sind. Wer das Beste aus diesen Faktoren macht, gewinnt. Es gilt, Wind und Wetter genauestens zu beobachten, kleine Windveränderungen vor dem Gegner zu bemerken und diese für sich zu nutzen. Dazu gehört auch, dass man sich an Bord kontinuierlich austauscht und schnelle Entscheidungen trifft. Es passiert also zeitgleich eine ganze Menge an Bord.“
Zählen bei viel und wenig Wind die gleichen Fähigkeiten?
„Beim aktiven Regattasport auf internationalem Top-Niveau im 420er oder 470er müssen die Athleten bei wenig Wind Ruhe und Konzentration unter Beweis stellen, sowie bei viel Wind Kraft und Ausdauer. Bei wenig Wind versuchen die Athleten, sich auf dem Boot möglichst wenig und mit viel Gefühl zu bewegen. Bei stärkerem Wind ist das Ziel, das Boot exakt aufrecht zu segeln, um möglichst schnell die Gleitphase zu erreichen.“
Wie sieht die Aufgabenverteilung zwischen dem Steuermann und dem Vorschoter aus?„Wichtig ist der Einklang auf dem Boot. Der Steuermann ist primär dafür verantwortlich, das Boot schnell durch Wind und Wasser zu segeln. Eine weitere Aufgabe des Steuermanns ist es, durch eine optimale Einstellung des Großsegels und durch Verlagerung seines Gewichts dafür zu sorgen, dass das Boot optimal zum Wind fährt. Der Vorschoter ist für einen optimalen Segeltrimm von Vorsegel und Spinnaker verantwortlich und gibt dem Steuermann fortlaufend wertvolle Informationen zu den Veränderungen des Windes und den jeweiligen Positionen der Gegner. Beide machen so gemeinsam die Taktik und sind für eine optimale Bootsgeschwindigkeit verantwortlich. Aber auch die gemeinsame Vorbereitung an Land auf eine Wettfahrtserie, das Revier und die Wettervorhersagen sind entscheidende Faktoren.“
Welche Fähigkeiten braucht ein Profisegler?
„Da kommt einiges zusammen. Das Handwerkszeug des Seglers sind Technik, Taktik und Strategie. Natürlich gehört dazu ein gutes Gefühl für Wind und Wasser. Aber auch Kraft und Ausdauer sowie Koordinationsvermögen und Wendigkeit sind immens wichtig. Und wer ganz an die Spitze gelangen möchte, braucht viel Willenskraft und Durchhaltevermögen. Denn der Weg zu Olympischen Spielen führt nur über intensives Training zu jeder Jahreszeit sowie eine Vielzahl nationaler und internationaler Regatten. Und wie bei jedem Leistungssportler kommt es letztlich auch auf eine gesunde Ernährung, eine bewusste Lebensweise und einen geregelten Alltag an.“